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Dienstag, den 19. November 2013 um 12:17 Uhr

Auch unbehandelte HIV-Infizierte übertragen resistente Viren

HI-Viren, die gegenüber den Medikamenten gegen Aids resistent sind, werden vor allem von Personen übertragen, die noch gar nicht in Behandlung stehen. Um eine Ausbreitung der resistenten Viren zu verhindern, sind vermehrte Anstrengungen in der Prävention und der frühen Erkennung von Neuinfektionen nötig. Zu diesem Schluss gelangt die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Schweizer HIV-Kohortenstudie.

Etwa jede zehnte neu HIV-infizierte Person in der Schweiz trägt Viren, die gegenüber mindestens einer der drei Wirkstoffklassen der Aids-Therapie resistent sind. Entgegen den bisherigen Annahmen werden die resistenten Viren vor allem von noch nicht behandelten Personen weitergegeben, wie Forschende um Roger Kouyos und Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich in der Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" berichten.

Rekonstruktion von Übertragungsketten
In ihrer so genannten molekular-epidemiologischen Analyse von 1674 männlichen HIV-Infizierten, die Sexualkontakte mit anderen Männern hatten, weisen die Forschenden bei 140 Patienten resistente Viren nach. Aufgrund des geschätzten Zeitraums der Ansteckung einzelner Patienten sowie des genetischen Verwandtschaftsgrads der Viren in ihrem Blut rekonstruierte das Forschungsteam die Übertragungsketten dieser Viren. Die Mehrheit der Übertragungsketten beginnt bei HIV-Infizierten, die zum Zeitpunkt der Verbreitung der resistenten Viren noch nicht unter Behandlung standen.
"Dass die resistenten Viren vor allem durch unbehandelte Personen in Umlauf gebracht werden, hat uns erstaunt", sagt Günthard. "Bisher hatten wir angenommen, dass die resistenten Viren von Patienten stammten, bei denen die Therapie fehlgeschlagen ist, wenn sich unter laufender Behandlung Resistenzen gebildet haben."

Frühdiagnosen entscheidend
Bei der Bekämpfung dieser Resistenzen kommt es also nicht nur auf eine optimale Behandlung an, sondern auch darauf, dass die von unbehandelten Personen ausgehende Übertragung unterbunden wird. Hierbei sind insbesondere die Prävention und die frühe Erkennung von Neuinfektionen entscheidend. "Der HIV-Test bedarf im Gegensatz zu anderen Tests wie etwa Hepatitis der Einwilligung des Patienten", sagt Günthard. Doch weil sich viele Ärzte scheuten, mit ihren Patienten offen etwa über Sexualität zu sprechen, würden viele Infektionen erst viel später als möglich und nötig festgestellt. Der medizinische Fortschritt hat zwar die Aids-Erkrankung ihrer tödlichen Wirkung beraubt. Doch noch gebe es viel zu tun, sagt Günthard.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.snf.ch/d/medien/medienmitteilungen/seiten/2013.aspx?NEWSID=2075&WEBID=705D0BF9-BC95-43E6-BF65-F8B316A4D74E

Quelle: Schweizerischer Nationalfonds SNF (11/2013)


(*) Sara Drescher, Viktor von Wyl, Wan-Lin Yang, Jürg Böni, Sabine Yerly, Cyril Shah, Vincent Aubert ,Thomas Klimkait, Patrick Taffe, Hansjakob Furrer, Manuel Battegay, Juan Ambrosioni, Matthias Cavassini, Enos Bernasconi, Pietro Vernazza, Bruno Ledergerber, Huldrych Günthard and Roger D. Kouyos (2013). Treatment-naive individuals are the major source of transmitted HIV-1 drug-resistance in MSMs in the Swiss HIV Cohort Study. Clinical Infectious Diseases online. doi: 10.1093/cid/cit694
(Für Medienvertreter als PDF-Datei beim SNF erhältlich: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. )

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