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Donnerstag, den 26. September 2013 um 09:26 Uhr

Keine Patentlösung für Artenschutz von Walen und Delfinen

Bis zum Jahr 2020 sollen zehn Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden – das hat die Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen 2012 beschlossen. Davon würden auch die knapp 120 verschiedenen Meeressäugerarten profitieren. Doch welche Standorte kommen infrage, um möglichst viele unterschiedliche Arten zu schützen – und zwar effizient und kostengünstig? Die Vermutung liegt nahe, dass sich dafür Gewässer eignen, in denen die Artenvielfalt besonders hoch ist. Eine Studie aus dem Jahr 2011 behauptete zum Beispiel, dass der Schutz von nur vier Prozent der Ozeane ausreichen würde, um einen Großteil der Wal-, Delfin- und Robbenbestände zu sichern. Dass dies jedoch der falsche Ansatz sein könnte, zeigt die Freiburger Biologin Dr. Kristin Kaschner mit einer nun in der Fachzeitschrift „Ecography“ erschienenen Studie. Die Arbeit ist in Zusammenarbeit mit einem Team aus Schottland, den USA, Kanada und Mexico entstanden.

Die Forscherinnen und Forscher fanden einen negativen Zusammenhang zwischen der Artenvielfalt und der Qualität eines Standorts für jede einzelne Meeressäugerart. Den Ergebnissen zufolge entsprechen Standorte mit den meisten Arten nie den Gebieten, in denen irgendeine einzelne Art am häufigsten vorkommt. Würde man diese artenreichen Gebiete bewahren, blieben die wichtigsten Standorte gefährdeter Tiere komplett ungeschützt.

Ein Problem der bisherigen Forschung sind die Datenlücken in Bezug auf Meeressäuger. Der Mangel an Karten im Weltmaßstab mit genauen Angaben über die Anzahl von Tieren in verschiedenen Regionen hat zu dem Vorschlag geführt, man könne einfache Verbreitungskarten für verschiedene Arten kombinieren, um Standorte mit einer hohen Artenvielfalt ausfindig zu machen. Diesen Ansatz stellt das internationale Forschungsteam mit seiner aktuellen Studie infrage.

Ein Patentrezept für den Schutz von Artenvielfalt gibt es nicht, sagt Kaschner, die derzeit am Projekt „PELAGIC“ des französischen Biodiversitätsforschungsprogramms „CESAB“ mitarbeitet: „Wir müssen sicherstellen, dass zukünftige Monitoringverfahren verbessert werden, um die kritischen Wissenslücken zu schließen. Bis dahin müssen wir eine Bestandsaufnahme aller verfügbaren Informationen machen und unter Anwendung der vorhandenen wissenschaftlichen Methoden das Beste herausholen.“ Das Team von Biologen und Statistikern entwirft praktische und kostengünstige Lösungen, um die Qualität der notwendigen Daten für solche Entscheidungen zu verbessern. Karten auf der Basis von Gutachten und Daten aus verschiedenen Quellen könnten beispielsweise mit Vorhersagemodellen kombiniert werden, um kritische Standorte ausfindig zu machen.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2013/pm.2013-09-25.250

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau (09/2013)


Originalveröffentlichung:
Williams, R., J. Grand, S.K. Hooker, S.T. Buckland, R.R. Reeves, L. Rojas-Bracho, D. Sandilands, K. Kaschner. 2013. Prioritizing global marine mammal habitats using density maps in place of range maps. Ecography 36: in press. doi: 10.1111/j.1600-0587.2013.00479.

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