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Mittwoch, den 07. November 2012 um 06:39 Uhr

Wenn Algorithmen komponieren und Komponisten forschen

Bestimmen künftig Algorithmen und Maschinen, was wir hören? Computergestützte Kunst: Informatiker und Komponisten arbeiten heute eng zusammen. „Kunst und Wissenschaft berühren sich auf dem Feld der Technik. Heute arbeiten Ingenieure, Programmierer und Komponisten zusammen. Wer welchen künstlerischen oder informationstechnischen Impuls beigetragen hat, ist häufig gar nicht mehr auszumachen“, sagt Prof. Dr. Matthias Rebstock, der an der Universität Hildesheim über Neue Musik seit 1945 forscht.
Wie entsteht Musik heute? Wie entstand eine forschende Haltung in den Künsten? Das internationale Symposium „Komposition und Forschung“ an der Universität Hildesheim ist Teil des „Musik 21 Festivals“.
„Kunst im 21. Jahrhundert hat eine untersuchende Haltung eingenommen“, sagt Prof. Dr. Matthias Rebstock. Er sieht die Anfänge dieser forschenden Haltung bei Marcel Duchamps in der Bildenden Kunst und bei John Cage in der Musik. „Cage hat alle Gesetzmäßigkeiten wie Melodie, Harmonik, herkömmliche Formvorstellungen ausgehebelt. Stattdessen rückt das ganze Spektrum möglicher Klänge ins Zentrum seines Komponierens“, so Rebstock, zu dessen Forschungsschwerpunkten an der Universität Hildesheim die Neue Musik nach 1945 zählt. Cages Stücke sind häufig eher Versuchsanordnungen als fixe Kompositionen. Er sucht nicht den subjektiven Ausdruck in seiner Musik, sondern will sich und sein Publikum überraschen, will experimentieren. Auf dem „Musik 21 Festival“ vom 8. bis 11. November in Hildesheim werden daher Stücke von John Cage nicht fehlen.

Wie entsteht Musik heute? Wie entstand eine forschende Haltung in den Künsten? Und was folgt daraus für die akademische Praxis an Hochschulen? Komponisten und Wissenschaftler aus den USA, Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland fragen auf einem internationalen Symposium (8. bis 10. November) nach dem Verhältnis von Komposition und Forschung. Julian Klein, Gründer des Instituts für Künstlerische Forschung in Berlin, gibt zum Beispiel einen Einblick in seine Performance „Brain Studies“, in der Hirnströme sicht- und hörbar werden. Oliver Schneller, Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, führt in die Zusammenhänge zwischen Röntgenapparaten und seinem Komponieren ein.

„Kunst und Wissenschaft berühren sich auf dem Feld der Technik. Heute arbeiten Ingenieure, Programmierer und Komponisten zusammen. Wer welchen künstlerischen oder informationstechnischen Impuls beigetragen hat, ist häufig gar nicht mehr auszumachen“, sagt Rebstock. Karlheinz Stockhausen ist einer der Pioniere der elektronischen Musik. In den 50er Jahren experimentierte er im WDR-Studio mit Sinus-, Ring- und Impulsgeneratoren, zerschnitt Tonbänder, fügte sie zusammen – beschleunigt und zu Endlosschleifen geklebt. Die weltbekannten „Kontakte“ entstanden. Sie werden während des Musikfestivals in einem Konzert in der UNESCO-Welterbestätte St. Michaelis aufgeführt.

Computergestützte Kunst: In den 70er Jahren folgte der Umstieg vom analogen zum digitalen Komponieren. „Heute arbeiten Komponisten und Informatiker aufs engste zusammen, wie Philippe Manoury und David Zicarelli bei der Entwicklung der heute weit verbreiteten Software Max/msp am IRCAM in Paris“, beobachtet Rebstock.

Bestimmen künftig Algorithmen und Maschinen, was wir hören? Welche Rolle spielt der Komponist, als Mensch? „Das Faszinierende ist, dass die heutige elektronische Musik, selbst wenn sie noch so mathematisch und durchkalkuliert daherkommt, häufig überhaupt nichts Kühles oder Verkopftes hat, sondern etwas sehr Energetisches und Imaginatives. Die Technik ist so ausgereift, dass neue interaktive Handlungsräume möglich werden, die die Wahrnehmung und die Rolle der Zuhörer neu bestimmen“, unterstreicht Matthias Rebstock.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.uni-hildesheim.de/index.php?id=neuigkeiten&tx_ttnews[tt_news]=6534&cHash=09c7f06dc931c57198c3e8e2781980be

Quelle: Stiftung Universität Hildesheim (11/2012)

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