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Samstag, den 24. März 2012 um 07:33 Uhr

Innovative Matratze hilft Allergikern - Feldversuch mit Testschläfern bestätigt Wirkungsweise

Die Hohenstein Institute prüfen erstmals Allergendichtigkeit von Matratzenüberzügen mit echtem Milbenkot – Schwachstellen sind Nähte und Reißverschluss - Neues Qualitätslabel „Hausstaub- und Milbenbarriere“ hilft Verbraucher und Handel

Spezielle Matratzenüberzüge, sogenannte Encasings, sollen eigentlich Abhilfe bei Hausstaubmilbenallergie schaffen. Sie werden zur Kontaktvermeidung zum Allergen eingesetzt und bilden im Idealfall aufgrund Ihrer Flächenkonstruktion (z.T. Laminate) eine physikalische Barriere zwischen dem Milbenkot und den menschlichen Atemwegen. Die technische Herausforderung für Anbieter besteht darin, die Gewebestruktur und den Laminatverbund so zu konzipieren, dass er unter den Drehbewegungen im Schlaf ausreichend dicht gegenüber Milbenkot ist. Zwar zeigen wissenschaftliche Studien, dass sich die Allergenlast nach dem Überzug von Encasings über die Matratze reduzieren lässt (Tereehorst et al. N Engl J Med. 2003 Jul 17;349(3):237-46.), allerdings entweichen je nach Qualität des Überzugs, trotz allem noch Allergie auslösende Mengen an Milbenkot das Bett und werden vom Schläfer eingeatmet – mit gesundheitlichen Folgen.

In Deutschland leiden inzwischen 4,5 Millionen Menschen unter einer Hausstauballergie. Hauptauslöser für diese Allergie sind Hausstaubmilben, kleine Spinnentiere, die sich vor allem in Matratzen, aber auch in der Bettwäsche, Teppichen, Polstermöbeln und textilen Oberflächen befinden. 66% aller im Haushalt lebenden Milben finden sich im Bett. Doch nicht die Milben selbst, sondern deren Kotbällchen enthalten die Hauptallergene. Nach dem Trocknen zerfällt der 40µm große, frische Milbenkot in viele, noch kleinere Partikel, die dann durch Bewegungen im Schlaf aus der Matratze aufgewirbelt und über die Atemwege aufgenommen werden. Für Millionen Menschen in Deutschland bedeutet daher jede Nacht ein Martyrium, mit Fließschnupfen, Atemnot oder Asthma.

Unterschiedliche Barriereeigenschaften von Encasings gegenüber Milbenkot bestätigen auch aktuelle Untersuchungen am Fachbereich Hygiene, Umwelt & Medizin an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim, an dem nun auf dem Markt befindliche Überzüge mit einem neuen, realitätsgetreuen Versuchansatz geprüft wurden. Der Encasingtest simuliert dabei die Bewegungen des Schläfers über die gesamte nächtliche Schlafphase. Zugleich setzen die Wissenschaftler für den Test auf Allergendichtigkeit echten Milbenkot aus einer Haustaubmilbenzucht ein und verzichten damit auf die sonst üblichen synthetischen Partikel, die lediglich die größeren Kotpartikel simulieren. Alle Bestandteile des Encasings, d.h. die Fläche, Nähte und der Reißverschluss werden anschließend mit realem Milbenkot belastet und die Bewegungen des Schläfers über 8 Stunden nachgestellt. Gemessen wird die Menge der entscheidenden Kenngröße, des Milbenkotallergens „Der P1“, welche über die Versuchsdauer durch die Konstruktion hindurch trat. Das Interessante dabei ist die Verwendung des eigentlichen Allergieauslösers, des Milbenkots. In Kombination mit der Versuchsanordnung kann dadurch erstmals eine genaue Angabe darüber gemacht werden, ob die so genannte Sensibilisierungsschwelle von 2µg Allergen innerhalb einer Nacht überschritten wird. Die von Medizinern festgesetzte Schwelle gibt an, ab welcher Allergenmenge die Mehrzahl der Allergiker mit typischen allergischen Reaktionen wie Fließschnupfen, tränende Augen, Asthma reagiert. „Viele Encasings schlagen sich richtig gut, doch bei einigen sind gerade der Reißverschluss und die Nähte noch Schwachstellen. Mit synthetischen Partikeln zeigten sich diese Schwachstellen nicht, sondern lediglich mit den wesentlich kleineren Fragmenten des echten Milbenkots“, so Prof. Dr. Dirk Höfer von den Hohenstein Instituten. „Wir können nun ein klares Ranking der derzeit am Markt verfügbaren Matratzenüberzüge hinsichtlich der Barriereleistung erstellen“.

Die Wissenschaftler loben die geprüften Materialien ab sofort mit einem neuen Qualitätslabel „Geprüfte Qualität – Hausstaub- und Milbenbarriere“ aus. Nur solche Encasings erhalten das Label mit einer Leistungsnote, die nachweislich das Milbenallergen „Der P1“ so effektiv vom Schläfer fern halten, dass die Sensibilisierungsschwelle nicht erreicht wird und zwar über die gesamte Schlafphase. Allergiker erhalten damit eine verlässliche Entscheidungshilfe bei der Auswahl eines medizinisch geprüften Matratzenbezugs. Auch das Gaststättengewerbe, z. B. fortschrittliche Hotelbetriebe, können ihren Kunden nun eine Allergikergeeignete Bettware kennzeichnen, die einer realitätsgetreuen und günstigen Prüfung Stand hält.

Hintergrund:
Fragen zu Allergien und Textilien sind ein Schwerpunkt des Fachbereichs Hygiene, Umwelt & Medizin an den Hohenstein Instituten. Den Wissenschaftlern gelang bereits die Entwicklung einer milbenfreien Matratze. In diesem Projekt wurde eine Matratze entwickelt, bei der mittels eines beheizbaren Strickstoffes ein permanent milbenfeindliches Klima innerhalb der Matratze geschaffen wird, das Hausstaubmilben weitestgehend eliminiert.
Ein milbenfeindliches Klima wird erreicht, wenn der hygrothermale Sollwert von 55° C Temperatur und weniger als 40 % Luftfeuchte an allen Raumpunkten der Matratze gewährleistet ist. Dabei genügt es nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse völlig, die in die Matratze eingebrachten flexiblen textilen Heizmatten zwei- bis dreimal pro Woche für ca. eine Stunde zu aktivieren. Diese Heizmatten sind so beschaffen, dass sie im Niedrigspannungsbereich von 24 Volt innerhalb kürzester Zeit sehr hohe Temperaturen abgeben können, ohne zusätzliche elektromagnetische Felder (Elektrosmog) zu erzeugen. Zudem sind gefährliche Stromschläge ausgeschlossen. Da die Heiztemperatur zudem steuerbar ist, stellt die Matratze gerade in der kalten Jahreszeit eine Alternative zu elektrischen Heizdecke dar und dürfte damit auch für Nicht-Allergiker interessant sein. Die „Allergomed“-Matratze wird durch das Bettenhaus Gailing&Co über den Fachhandel vertrieben.



Den Artikel finden Sie unter:

http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_15296.xhtml?excludeId=15296

Quelle: Hohenstein Institute (03/2012)

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