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Freitag, den 23. September 2011 um 05:13 Uhr

Finden Sie das laufende Huhn am Himmel

Bildveröffentlichung der Europäischen Südsternwarte (Garching): Ein neues Bild der WFI-Kamera am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop zeigt den Lambda-Centauri-Nebel im Sternbild Zentaur: eine Wolke aus glühendem Wasserstoffgas, gesprenkelt mit neugeborenen Sternen. Unter Astronomen firmiert das Gebilde unter der Katalognummer IC 2944. Im Englischen hat es den Beinamen “Running Chicken Nebula” (“Nebel des laufenden Huhns”), nach einer vogelähnlichen Struktur, die manche Menschen in seinen hellsten Regionen zu sehen meinen.
Der Nebel, dessen Entfernung von der Erde rund 6500 Lichtjahre beträgt, enthält heiße, neu geborene Sterne, die helles Ultraviolettlicht aussenden. Diese intensive Strahlung regt die umliegenden Wasserstoffwolken zum Leuchten an, das verleiht dem Nebel eine charakteristische rötliche Farbe. Solch eine Färbung ist typisch für Sternentstehungsregionen; eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Lagunennebel.

Manche Betrachter machen in Bildern dieser rötlichen Sternentstehungsregion den Umriss eines Huhns aus. Diesem Umstand verdankt der Nebel im englischen Sprachraum seinen Spitznamen. Darüber welche der Strukturen das Huhn darstellen sollen, herrscht unter den Beobachtern allerdings erhebliche Uneinigkeit [1].

Ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich in IC 2944 neue Sterne bilden, sind die undurchsichtigen schwarzen Klumpen, die sich in diesem Bild deutlich vom rötlichen Hintergrund abheben. Dies sind so genannte Bok-Globulen, Wolken aus Gas und Staub, die das Licht des leuchtstarken Hintergrundes absorbieren. Mit Hilfe von Infrarotteleskopen ist es möglich, durch den Staub, der sichtbares Licht absorbiert, hindurchzusehen und nachzuweisen, dass im Inneren einer Reihe dieser Globulen neue Sterne entstehen.

Die markantesten Bok-Globulen in diesem Bild sind die Thackeray-Globulen, benannt nach dem südafrikanischen Astronomen, der sie in den 1950er Jahren entdeckt hat. In diesem Bild sind sie inmitten einer Gruppe heller Sterne im oberen rechten Teil des Bildes zu sehen. Durch eine Aufnahme des NASA/ESA-Weltraumteleskops Hubble sind sie bekannt geworden.

Während die Hubble-Aufnahme größeren Detailreichtum in diesem Ausschnitt des Bildes bietet, ist die Stärke der hier verwendeten Kamera, dass sie in jeder Aufnahme eine deutlich größere Himmelsregion dokumentieren kann – eine Region von ungefähr der gleichen Größe wie die des Vollmonds am Himmel [2]. Die Kamera ist der Wide Field Imager, eine astronomische Spezialkamera mit besonders großem Blickfeld, die am MPG/ESO 2,2 m-Teleskop am ESO-Observatorium La Silla installiert ist. Ähnlich wie verschiedene Objektive es dem Fotografen erlauben, für jedes Bild das geeignete Blickfeld zu wählen, können Astronomen für ihre Forschungen auf Teleskope mit unterschiedlich großen Blickfeldern zurückgreife, und bei der Untersuchung ausgedehnter Himmelsobjekte jeweils das Instrument wählen, welches für ihr Forschungsziel am geeignetsten ist.

Ältere Geschwister der Sterne, die in den Thackeray-Globulen verborgen sind, finden sich in dem Sternhaufen IC 2948, der ebenfalls im Nebel des laufenden Huhns eingebettet ist. Verglichen mit anderen Sternen sind sie mit ihren paar Millionen Jahren noch sehr jung. Die Ultraviolettstrahlung, die diese hellen Sterne aussenden, liefert einen Großteil der Energie, die das Gas des Nebels zum Leuchten anregt. Für astronomische Verhältnisse sind solche leuchtenden Nebel recht kurzlebig; bereits nach einigen Millionen Jahren erlöscht ihr Leuchten. Auch dem Lambda-Centauri-Nebel steht dieses Schicksal bevor, wenn sein Gas zerstreut ist und nicht mehr genügend Ultraviolettstrahlung zur Anregung zur Verfügung steht.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.idw-online.de/de/news441378

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft idw / Max-Planck-Institut für Astronomie  (09/2011)

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