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Donnerstag, den 08. September 2011 um 05:15 Uhr

Junge Sterne treten ins Rampenlicht

Das New Technology Telescope (NTT) der ESO hat ein beeindruckend schönes Bild des offenen Sternhaufens NGC 2100 aufgenommen. Der Sternhaufen ist rund 15 Millionen Jahre alt und befindet sich in der Großen Magellanschen Wolke, einem der nächsten Nachbarn unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Der Sternhaufen ist von leuchtendem Gas des nahen Tarantelnebels umgeben.
Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum viel auffälligeren Tarantelnebel (eso0650) und dem großen Sternhaufen RMC 136 (eso1030) in dessen Inneren wird NCG 2100 oft übersehen. Sogar auf dieser Aufnahme versucht sich der Tarantelnebel ins Rampenlicht zu drängen – die sichtbaren farbigen Nebelgebiete gehören zu seinen Außenbereichen. Das neue Bild wurde aus Aufnahmen erstellt, die mit Hilfe des Instruments EMMI [1] am New Technology Telescope (NTT) durch mehrere verschiedene Farbfilter aufgenommen wurde. Das NTT ist eines der Teleskope am ESO-Observatorium La Silla in Chile. Während die Sterne in ihren natürlichen Farben gezeigt werden, wird Licht von leuchtendem Wasserstoff in rot und von Sauerstoff in blau dargestellt.

Die Färbung eines Nebels hängt von der Temperatur der Sterne ab, deren Strahlung das Gas des Nebels zum Leuchten anregt. Die heißen, jungen Sterne des Tarantelnebels, die den spektakulären Sternhaufen RMC 136 bilden, befinden sich in Richtung oben rechts außerhalb des Bildes. Ihre Strahlung ist energiereich und intensiv genug, um Sauerstoff zum Leuchten anzuregen [2] ;im Bild ist dieses Leuchten als diffuse Blaufärbung zu sehen. Das rötliche Leuchten unterhalb von NGC 2100 zeigt entweder die Grenze des Einflussbereichs der heißen Sterne von RMC 136 an oder zeigt an, dass in dieser Region kältere, ältere Sterne die Hauptrolle spielen, deren Energie nicht ausreicht, um mehr als den in der Region vorhandenen Wasserstoff zum Leuchten anzuregen.

Sternhaufen sind Ansammlungen von Sternen, die sich zu ungefähr der gleichen Zeit aus ein und derselben Gas- und Staubwolke gebildet haben. Die Sterne mit den größten Massen bilden sich dabei bevorzugt im Zentrum des Haufens, die weniger massereichen sind in den äußeren Bereichen in der Überzahl. Dieser Umstand, kombiniert mit der im Zentrum größeren Dichte an Sternen, bewirkt, dass die Zentralregion eines Sternhaufens heller ist als seine Außenbereiche.

NGC 2100 ist ein so genannter offener Sternhaufen, das bedeutet, dass die einzelnen Sterne nur schwach gravitativ aneinander gebunden sind. Es dauert daher nur einige Dutzende bis hunderte von Millionen Jahren, bis sich solch ein Sternhaufen durch Gravitationswechselwirkung mit anderen Himmelskörpern aufgelöst hat und seine Sterne zerstreut sind. So genannte Kugelsternhaufen dagegen, die auf den ersten Blick ähnlich aussehen, aber im Zentrum noch stärker konzentriert sind und meist viel mehr Sterne enthalten, werden viel stärker zusammengehalten. Daher haben Kugelsternhaufen eine deutlich längere Lebensdauer. Für eine Reihe von ihnen haben Altersbestimmungen ergeben, dass sie fast so alt sind wie das Universum als Ganzes. NGC 2100 ist zwar älter als seine unmittelbaren Nachbarn in der Großen Magellanschen Wolke; verglichen mit Kugelsternhaufen ist er dagegen sehr jung.

Die Daten, die diesem Bild eines zu Unrecht vernachlässigten jungen Sternhaufens zugrunde liegen, hat David Roma im Rahmen des Astrofotografie-Wettbwerbes “ESO’s Hidden Treasures 2010” [3] in den nahezu unendlichen Weiten des ESO-Datenarchivs entdeckt.
Endnoten


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.idw-online.de/de/news439124

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft / Max-Planck-Institut für Astronomie (09/2011)


[1] Die Abkürzung EMMI steht für das „ESO Multi Mode Instrument“, wörtlich etwa das „ESO-Instrument mit mehreren Betriebsarten“. EMMI ist sowohl als astronomische Kamera wie auch als Spektrograf einsetzbar.

[2] Der größte Teil des Sauerstoffleuchtens geht auf Sauerstoffatome zurück, die zwei ihrer Elektronen verloren haben. Starke Emissionen dieser Art von Ionen sind in Nebeln recht häufig, stellten die Forscher aber in der Frühzeit der astronomischen Spektroskopie vor ein Rätsel; ursprünglich nahm man an, diese Emissionen gingen auf ein neu entdecktes Element zurück, das „Nebulium“ getauft wurde.

[3] Der ESO-Wettbewerb „Hidden Treasures 2010“ eröffnete Amateurastronomen die Gelegenheit, die riesigen Datenarchive der ESO nach versteckten Schätzen zu durchforsten und diese zu heben. Mehr zum „Hidden Treasures“-Wettbewerb unter http://www.eso.org/public/outreach/hiddentreasures/.

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