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Freitag, den 26. August 2011 um 06:47 Uhr

Mais und Molch versöhnen: Amphibienschutz in der Landwirtschaft

Amphibienschutz ist auch unter den heutigen Bedingungen des Ackerbaus möglich. Das ist das Ergebnis eines fünfjährigen Forschungsprojekts mehrerer Institute des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) aus Müncheberg, das nun erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte das Vorhaben mit rund 580.000 Euro gefördert. „In enger Zusammenarbeit mit vier Landwirtschaftsbetrieben haben wir ein integriertes Konzept erarbeitet, das Aspekte von Wirtschaftlichkeit und Naturschutz berücksichtigt und auf andere Gebiete in Deutschland übertragbar ist. Wir konnten ermitteln, wie man den Lebensraum von Rotbauchunke, Moorfrosch, Kammmolch sowie Knoblauch- und Erdkröte auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten ohne größere finanzielle Einbußen für die Bauern besser schützen kann“, sagte Projektleiter Dr. Gert Berger anlässlich des Projektabschlusses. Die Projektergebnisse liegen nun als umfangreiches Handbuch vor, das ab jetzt bestellt werden kann.

Viele ursprüngliche Lebensräume von Amphibien seien stark geschrumpft oder sogar ganz verschwunden, manche Arten daher hochgradig gefährdet. Letzte wichtige Rückzugsorte bildeten unter anderem kleingewässerreiche Ackerbaugebiete, wie man Sie zum Beispiel im Nordosten Deutschlands noch häufiger finde, so Berger. Doch die fortlaufende Intensivierung der Landwirtschaft bedrohe auch dort langfristig das Überleben der Amphibien. Wichtig sei daher, Lösungen zur Vereinbarkeit von Schutzmaßnahmen und Bewirtschaftung zu entwickeln: „Werden landwirtschaftliche Maßnahmen aus Naturschutzgründen umgestellt, hat das nicht selten direkte betriebs- oder arbeitswirtschaftliche Folgen. Erträge und damit betriebliche Einnahmen können sinken und die Produktionskosten können sich erhöhen.“

Bisher hätten tragfähige, finanzierbare und nachhaltige Konzepte des Amphibienschutzes in der Landwirtschaft gefehlt, ergänzte Dr. Reinhard Stock, Leiter des DBU-Naturschutzreferates. Die Projektpartner hätten nun generalisierbare Nutzungs- und Gestaltungskonzepte sowie Entscheidungshilfen für Akteure aus Landwirtschaft, Naturschutz und Politik entwickelt. Das aus dem Projekt entstandene Handbuch „Amphibienschutz in kleingewässerreichen Ackerbaugebieten“ vermittle fachlich fundiert und praxisnah Grundlagen der Landwirtschaft und des Amphibienschutzes. Das Werk zeige detailliert Zielkonflikte auf und stelle ein breites Spektrum an Schutzmaßnahmen dar, erläuterte Stock.

Gemeinsam mit den Landwirten habe man rund 1.500 Hektar Ackerland in Ostbrandenburg beispielhaft für den Amphibienschutz umgestaltet, erläuterte Berger. Um den Amphibien die Vermehrung zu erleichtern, habe man Gewässer entschlammt, von zu starker Beschattung durch Gehölze befreit und mit grünen Pufferzonen versehen. Als störungsarme Landlebensräume seien zusätzlich Feldhecken auf Ackerflächen angelegt und Stilllegungsflächen im Randbereich von Kleingewässern und Feldgehölzen geschaffen worden. „Während der Maßnahmen haben wir auch kontinuierlich wissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt, um die Wirkung der Eingriffe zu überprüfen“, unterstrich Berger. Untersucht habe man unter anderem Wasserführung und -güte, das Wanderverhalten der Tiere und die Wirkung acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen. Die Ergebnisse seien erfreulich, man habe die Vermehrungseignung der Gewässer tatsächlich steigern können. Auch sei deutlich geworden, dass die Amphibien die eigens angelegten naturnahen Landflächen als Lebensraum angenommen hätten, so Berger.

Zusammenfassend senkten zwei Wege die hohe Sterblichkeitsrate der Tiere an Land: Erstens das Anlegen und Verknüpfen naturnaher Strukturelemente, insbesondere von linienförmigen Feldsäumen, Hecken und Gewässerrändern. Lange Wanderungen über Ackerflächen könnten so vermieden werden. Und zweitens das Anpassen der Landbewirtschaftung: Mineraldünger könne in den Boden zielgenau injiziert werden, statt ihn großflächig zu verstreuen. Auch ein zeitliches Verlagern der Düngetermine sei machbar. Wer auf den Pflug verzichte und stattdessen einen Schwergrubber nutze, räume den Tieren ebenfalls größere Überlebenschancen ein. „Insgesamt sind Anpassungen in der Landwirtschaft notwendig und auch möglich. Das erfordert zwar vereinzelt Ausgleichszahlungen, verursacht aber keine größeren finanziellen Einbußen für die Landwirte“, versicherte Berger.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.idw-online.de/de/news437694

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft / Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) (08/2011)

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