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Donnerstag, den 15. Februar 2018 um 15:37 Uhr

Wie kann eine Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren?

Seit dem Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit ist das Credo „Nur was wächst, ist gut“ die weitgehend unangefochtene Standardmeinung in der Ökonomie. Doch werden Gegenstimmen lauter, die sich etwa auf Konzepte wie „Postwachstum“, „Steady-State-Ökonomien“ oder „Degrowth“ berufen. Ein Volkswirt hat nun in einer Dissertation umfassend untersucht, wie aus makroökonomischer Sicht eine Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren kann. Steffen Lange, Wissenschaftler am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), verwendet dafür ein plurales Set an Theorien aus neoklassischen, Keynesianischen und Marxianischen Schulen. Sein Fazit: „Aus theoretischer Sicht ist es möglich, moderne Volkswirtschaften ohne Wachstum nachhaltig zu organisieren.“ Nun gelte es, Konzepte zu entwickeln, wie Postwachstumsökonomien in Volkswirtschaften wie Deutschland umgesetzt werden können.

„Nie war das globale Einkommen so ungleich verteilt wie heute. Wir stehen am Rande eines Klimakollapses, Biodiversität schwindet, Ressourcen werden übernutzt. Dass das Wirtschaftswachstum, so wie es im 20. Jahrhundert stattfand, nicht unendlich so weitergehen kann, ist überdeutlich“, erläutert Steffen Lange die Ausgangslage seiner Untersuchung. „Dass Wachstum und Wirtschaft zusammengehören, ist für die Mehrheit in den Wirtschaftswissenschaften so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich bin überzeugt, dass es für eine nachhaltige Zukunft außerordentlich wichtig ist, diese ideologische Voreingenommenheit in der Ökonomik zu beenden. Hierzu möchte ich mit meinem Buch einen Beitrag leisten“, so Lange.

Steffen Lange: „Wirtschaftspolitik muss fundamental umgekrempelt werden“

In dem englischsprachigen Werk „Macroeconomics Without Growth“ zeigt der promovierte Volkswirt, dass vor allem die Wirtschaftspolitik gefragt ist, die Rahmenbedingungen zu ändern, damit die Wirtschaft nachhaltig, also umweltgerecht, sozial und ökonomisch stabil, organisiert werden kann. Hierfür reichen kleine Anpassungen des Status quo nicht, vielmehr bedarf es einer fundamental anderen Herangehensweise. Lange schlägt dafür unter anderem vor:

-  Die Politik sollte nicht Arbeit besteuern, sondern Umweltverbrauch.
-  Einkommen muss durch Steuer- und Ausgabenpolitik weniger ungleich verteilt werden.
-  Demokratisch organisierte Unternehmen sollten gefördert und shareholderorientierte Unternehmen reglementiert werden.
- Die politischen Rahmenbedingungen sollten eine Reduktion der Arbeitszeit fördern.

„Steffen Lange hat eine exzellente Arbeit vorgelegt“, kommentierte Arne Heise, Makroökonomie-Professor an der Universität Hamburg die Neuerscheinung. „Das Buch hat gute Aussichten zu einem Standardwerk für ökologische Ökonom/innen zu werden.“

Das Buch ist in der Reihe „Wirtschaftswissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung“ im Metropolis-Verlag erschienen und ab sofort verfügbar. Ende Februar erscheint ebenfalls von Steffen Lange, gemeinsam mit Tilman Santarius, das Buch „Smarte Grüne Welt? – Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“ im Oekom-Verlag.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.ioew.de/news/article/wie-kann-eine-wirtschaft-ohne-wachstum-funktionieren-neues-makrooekonomie-buch-erschienen/

Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig (02/2018)

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