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Dienstag, den 02. Juli 2019 um 14:30 Uhr

Modisch auf acht Beinen: Springspinne nach Karl Lagerfeld benannt

Eine neu entdeckte Springspinnenart erinnert an den Hamburger Modezar Karl Lagerfeld (1933–2019). Fünf Fragen an Dr. Danilo Harms vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg, der Jotus karllagerfeldi mit zwei australischen Kolleginnen und Kollegen im Fachblatt „Evolutionary Systematics“ beschreibt.
Was zeichnet Jotus karllagerfeldi aus?

In einer Gattung von Springspinnen, die überwiegend farbig ist – also rot, grün oder gelb –, ist diese Art schwarz und weiß. Sie hat große schwarze Augen, die uns eben auch an die große Sonnenbrille von Karl Lagerfeld erinnert haben. Zudem hat sie einen weißen Kragen in der Halsregion und die Beine sind schwarz und weiß; insbesondere bei den schwarzen Krallen mussten wir an die Handschuhe von Lagerfeld denken. Männchen dieser Art tragen zudem am ersten Beinpaar einen „Fächer“ von langen schwarzen Haaren. Der Fächer war ja auch eines der Markenzeichen von Lagerfeld in den 1990er-Jahren.
Gab es noch andere Namensüberlegungen, etwa Zebrastreifen-Spinne?

Ich hatte sogar schon länger die Idee, eine Art nach Karl Lagerfeld zu benennen, weil ich seinen Modelstil und einzigartigen Humor schätze. Er war ja auch ein bekannter Sohn Hamburgs. Als ich die Spinne dann gesehen habe, war Lagerfeld direkt der erste Gedanke – zumal es Zebra-Spinnen schon gibt.

Es ging auch nicht nur um die äußerlichen Eigenschaften, sondern auch darum, einen bedeutenden Hamburger zu ehren – in einem Zusammenhang, der ebenfalls sehr hanseatisch ist. Denn die Studie ist entstanden, weil meine Kollegin Barbara Baehr aus Australien hier in Hamburg mit unserer alten Sammlung australischer Springspinnen gearbeitet hat, die auf den berühmten Hamburger Kaufmann Johann Cesar Godeffroy zurückgeht. Der schickte bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Sammler nach Australien. Die so zusammengetragene Sammlung ist bis heute international bekannt und enthält bereits die ersten Arten der Gattung Jotus. Die Tiere, an denen diese Arten beschrieben wurden – sogenannte Typen – sind noch heute bei uns in der Sammlung. Die neuen Arten mussten gegen diese Exemplare abgegrenzt werden.
Mussten Sie die Benennung irgendwo abklären, z. B. mit den Erben Lagerfelds?

Nein, das haben wir nicht gemacht. Wissenschaftler können eine neue Art frei benennen – und wir verletzen damit ja kein Copyright. Es handelt sich um eine Ehrung und ich denke, dass sich Karl Lagerfeld sich über das Tierchen gefreut hätte.
Wo könnte man die Spinne denn live sehen?

Diese Spinnen leben in Australien. Das Tier, an dem wir die Art beschrieben haben, wurde in Queensland gesammelt, also im Nordosten des Landes. Die Fotos haben wir allerdings in Südaustralien gemacht. Die Art scheint vor allem an der australischen Ostküste sehr weit verbreitet zu sein.
Wird die Spinne nun so viel Aufmerksamkeit bekommen wie ihr Namensgeber?

Eigentlich sind die Tiere im Internet schon Stars. Dort findet man sehr viele Videos von Springspinnen bzw. von deren Balztänzen. Wenn Männchen ein Weibchen sehen, tänzeln sie vor diesen aufgeregt umher, zeigen ihre Färbung und vibrieren zudem mit dem Körper. Auch haben sie am ersten Beinpaar das erwähnte Haarbüschel, das sie wie einen Fächer benutzen und bei den Tänzen hin und her schwenken. Von Jotus karllagerfeldi gibt es solche Aufnahmen nicht, aber da die Männchen die gleichen Merkmale haben wie bei anderen Arten, kann man davon ausgehen, dass sie es auch machen.

Über die genauen Lebensbedingungen und Verhaltensweisen wissen wir aber wenig bis gar nichts, außer dass sie in der niedrigen Vegetation leben und dort auf die Jagd nach Insekten gehen. Durch ihre riesigen Vorderaugen können sie hervorragend sehen, die Beute erfassen und sie anspringen. Daher bauen Springspinnen auch keine Fangnetze.

Wir kennen aber zum Beispiel die weiblichen Tiere nicht, da bisher nur männliche Exemplare gefunden wurden. Nachdem wir die Art nun beschrieben habe, hoffe ich schon, dass wir bald mehr über sie erfahren werden.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.uni-hamburg.de/newsroom/forschung/2019/0701-springspinne-karllagerfeldi.html

Quelle: Universität Hamburg (07/2019)

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